Sabrina Sauerwald – Abitur im Wintersemester 2012
Sabrina Sauerwald (25) hat gerade am Rahel-Varnhagen Kolleg ihr Abitur gemacht. Anders als an den Regelschulen gibt es zwei Mal im Jahr (Sommer und Wintersemester) die Möglichkeit die Abiturprüfungen abzulegen.
Wir führten ein Gespräch mit der jungen Mutter eines 3-jähigen Sohnes über ihre Erfahrungen im Zweiten Bildungsweg.
Frage: Frau Sauerwald, vielleicht können sie etwas zu ihrer Biographie sagen, wie kam es zu der Entscheidung das Abitur nachzuholen?
S: Ich war bis zur 10. Klasse auf dem Gymnasium, wollte dann aber erst mal arbeiten und hatte zunächst andere Dinge im Kopf als Schule. Zunächst habe ich eine Ausbildung als Hotelfachangestellte gemacht und dann im Mercure Hotel in Lüdenscheid gearbeitet. Hier habe ich mich aber – gerade an der Rezeption – oft unterfordert gefühlt. Mein Freund (selber Absolvent des RVK – Anm.) brachte mich dann auf die Idee, am Weiterbildungskolleg das Abi nachzuholen.
Frage: Haben Sie nebenbei weiter im Hotel gearbeitet?
S: Nein, das wäre mit den Arbeitszeiten im Hotelfach nur schwierig gegangen, wobei viele meiner Mitschüler im Abendgymnasium durchaus berufstätig sind. Ich habe glücklicherweise BaföG bekommen.
Frage: Sie haben dann im Vormittagsbereich im 6semestrigen Lehrgang begonnen?
S: Ja, wobei ich direkt auf Grund meiner Prüfungsergebnisse im Einstufungstest in die E2 (2. von 6 Semestern zur Hochschulreife – Anm.) aufgenommen wurde. Nach einem Semester wurde ich allerdings schwanger und habe mich erst mal beurlauben lassen. Ich habe dann allerdings ohne Probleme nach einem Jahr im Abendbereich weitermachen können. Die Schule ist da sehr flexibel und durchlässig und kann sich gut an solche Zick-Zack Lebensläufe anpassen.
Frage: War denn der (Wieder-)Einstieg in die Schule schwierig? Mussten sie quasi lernen, wieder zu lernen?
S: Nein, eigentlich nicht. Es ist halt ein anderes Lernen als an der Berufsschule, wo man die Fächer häufig in der direkten Anwendung im Betrieb hat. Ich bin mit der Umstellung klar gekommen, so unterschiedlich zur Regelschule ist es dann auch nicht. Wobei es schon viele Hausaufgaben gab und man eigenverantwortlicher Lerner ist. Wir haben aber hilfreiche Lerngruppen gebildet und einen „Studi-Stammtisch“ gegründet, an dem wir uns außerhalb der Schule getroffen haben und an dem es dann nicht um die Schule ging.
Frage: Aber das Arbeitspensum war zu leisten? Neben Kind und Familie….?
S: Ja, weil mein Freund mich auch sehr unterstützt hat und auch die Lehrer ansprechbar bei Problemen sind. Notfalls konnte ich meinen Sohn auch mal mit in die Schule nehmen. Aber an den Wochenenden blieb nicht viel Zeit für die Familie, aber es gibt ja die Ferien.
Frage: Das hört sich ja alles recht positiv an, aber welche negativen Aspekte würden sie nennen?
S: Naja, mit der Entscheidung Abitur zu machen verschieben sich schon etwas die Prioritäten. Hobbys oder Freunde müssen da schon mal zurückstecken.
Frage: Und wie wird es jetzt bei Ihnen weitergehen?
S: Genau weiß ich das noch nicht, ich bin gerade dabei mich zu orientieren. Aber auf jeden Fall studieren, entweder Jura oder auf Lehramt.