Rahel-Varnhagen-Blog

Theaterrezension zu „Tschick“ im Prinz-Regent-Theater in Bochum

Text und Fotos: ARS 3

Am 13. Januar 2016 besuchte die ARS 3 aus dem Abendbereich im Rahmen des Deutschunterrichts das Bochumer Prinz-Regent‐Theater, um sich die Aufführung des Jugendromans „Tschick“ anzusehen. Gespannt darauf, wie die Textvorlage, die einem ‚Roadmovie’ gleicht, auf der Bühne umgesetzt wurde, waren 15 von 17 Studierenden und zwei Lehrerinnen von weit angereist… und wurden belohnt. Warum der Theaterbesuch ein voller Erfolg war, zeigt die folgende Rezension zum Stück, die von Daniel Schulz verfasst und von der Klasse gemeinsam überarbeitet wurde.
Am 13. Januar 2016 fand um 19.30 Uhr im Prinz-Regent-Theater in Bochum die Aufführung von Tschick nach dem Roman von Wolfgang Herrendorf statt. Das Stück versetzt den Zuschauer mithilfe von minimalistischer Darstellung und dem Verbund von einzigartigem Zynismus und Humor zurück in seine Kindheit.
„Auf welche Party?“
„Gehst du nicht zu Tatjana?“
„Nee, kein Bock.“
„Im Ernst?“
„Ich hab morgen schon was anderes vor“, sagte ich und drückte hektisch auf dem Dreieck
rum. „Außerdem bin ich nicht eingeladen.“
„Du bist nicht eingeladen? Ist ja krass. Ich dachte, ich bin der Einzige.“
Damit beginnt die ungewöhnliche Freundschaft zwischen zwei 14-Jährigen, wobei Maik aus bürgerlichen Verhältnissen stammt und Tschick ein Spätaussiedler aus Russland ist. Da keiner von beidenauf die Geburtstagsparty von Tatjana, einer Klassenkameradin, eingeladen ist und sie in den Ferien nichts vor haben, beschließen sie frühmorgens mit einem Lada in die Walachei zu fahren. In Berlin beginnend bahnen sie sich ihren Weg in die Walachei, dabei treffen sie auf die unterschiedlichsten Charaktere, die trotz ihrer verschiedenen Eigenschaften im Kern sehr nett und freundlich erscheinen. Während der zweiwöchigen Reise wird ihre Freundschaft immer intensiver und bleibt sogar noch nach der Festnahme bestehen. Die Regie zu dem mitreißenden Theaterstück führt die Regisseurin Romy Schmidt. Sie besetzte die Rollen mit hervorragenden Schauspielern, die mit einfachen Mitteln eine großartige Leistung vollbringen. Besonders zu erwähnen ist die Bühnennähe der Darsteller und der starke Bezug der Zuschauer zu den Protagonisten, der zum einen durch das recht kleine Theater und zum anderen durch eine wunderbare Inszenierung dem Zuschauer beinahe das Gefühl vermittelt, mit den Protagonisten interagieren zu können. Der Karlsruher Schauspieler Alexander Ritter spielt die Rolle des russischen Aussiedlers und Chaoten Tschick. An seiner Seite spielt der blonde Helge Salnikau. Er übernimmt den Part des 14-jährigen Maiks, dessen Rolle er mit vollem Einsatz spielt. In den Wechselrollen der Nebendarsteller (Isa, Maiks Mutter, Friedemann und Familie sowie Fricke oder auch die Sprachtherapeutin) ist Johanna Wieking zu sehen. Sie ist bereits bekannt aus „Stromberg–der Film“. Nach fast zehn Jahren kehrt auch Christoph Wehr zurück an das Prinz Regent Theater und übernimmt die Rolle von Maiks Vater.
Zu sehen ist er allerdings nicht auf der Bühne, sondern per Video der Leinwand. Insgesamt ist die Bühnengestaltung von Sandra Schuck minimalistisch, aber nicht zu knapp. Die wenigen Requisiten, die vorhanden sind, werden kreativ mehrfach genutzt, so z. B. die verkleinerte Version des Fernsehturms in Berlin als Gewehr oder die verkleinerten Wohnsiedlungen als Sitze des Ladas. Eine positive Übe rraschung war ebenfalls die Anpassung an die aktuelle Zeit, so hat Tschick beispielsweise das Datum der Aufführung in einenBaum neben andere Schnitzereien „geritzt“. Der Roman liefert eine gute Vorlage und die Regisseur in Romy Schmidt hat diese ansprechend und kreativ auf die Theaterbühne gebracht. Dementsprechend fielen die Reaktionen des Publikums äußerst positiv aus und auch die Atmosphäre im Theater wirkte gespannt, sodass die Zeit nahezu verflog. Die Aufführung, die in dieser Spielzeit noch
mehrmals gezeigt wird, erhält also eine klare Empfehlung!