Interview mit Sarah Neveling, Abitur Sommersemester 2017
- Wie haben Sie von der Abendschule/ der Möglichkeit, den Abschluss nachzumachen, erfahren?
Ich habe im Internet nach solch einer Möglichkeit gesucht, mich informiert und bin fündig geworden.
- Wie hat Ihr persönliches Umfeld reagiert (Freunde, Partner/in, Eltern, Kinder, Arbeitgeber)? Mussten Sie etwas vorbereiten und organisieren, um die Schule zu besuchen (z.B. Betreuung, Schichtwechsel etc.)?
Sehr unterschiedlich; Einige fanden, es sei Zeitverschwendung und nutzlos, aber es gab auch diejenigen, die das gut fanden und bewunderten, sowas noch neben einem Vollzeitjob schaffen zu können. Ich habe dafür meine Arbeitsstelle und den Wohnort gewechselt.
- Was war der Anlass/ Grund, einen Abschluss nachzumachen? Welche Pläne hatten Sie mit dem Abschluss?
Grund war, dass ich gerne Medizin studieren wollte und Abitur eine Voraussetzung dafür ist.
- Wie ging es weiter nach der Schule?
Ich habe mich um einen Studienplatz beworben und musste ein unbezahltes Pflichtpraktikum im Pflegebereich absolvieren. Da ich nun meine Miete nicht mehr zahlen konnte, denn ohne Geld geht das ja nicht, musste ich erneut umziehen. Mir konnte sowohl das Arbeitsamt wie auch das BaFög Amt nicht helfen und so musste ich eine Weile von der Großzügigkeit meiner Großeltern und meines Freundes leben. Diese Zeit war sehr hart und hat letztendlich zu nichts geführt, da ich noch immer auf einen Studienplatz warten muss. Nach Abschluss des Praktikums und einer kurzen Zeit der Überbrückung als Familienpflegerin habe ich nun eine Ausbildung im Rettungsdienst erfolgreich abgeschlossen, arbeite aktuell als Rettungssanitäterin in Hagen (Malteser/ Feuerwehr) und hoffe auf eine Weiterqualifizierung, bis ich dann endlich das Medizinstudium beginnen kann.
- In welcher Form hat Sie die Schule auf das nachfolgende Studium/Ausbildung vorbereitet?
Viele Dinge, die man in der Schule lernt, können einem tatsächlich im „späteren Leben“ einmal weiterhelfen. Alleine das strukturierte Arbeiten, den vollen Alltag (Schule neben Beruf) ordnen, sich einen Plan zurechtlegen, wie man alles schaffen kann, das Lernen lernen, sich ausdrücken können, oder etliche Dinge, die zum Allgemeinwissen dazugehören, Schrift und Sprache, all diese Dinge bereiten einen auf das Studium/ die Ausbildung vor.
- Was waren die schönsten Eindrücke der Schulzeit?
Gemeinschaft: Viele von uns waren berufstätig. Das ist tatsächlich eine große Herausforderung. Irgendwo hatten wir also alle das gleiche „Problem“. Das schweißt zusammen. Herausforderung: Es ist purer Stress, einen Vollzeitjob zu haben und nebenbei noch ein gutes Abi machen zu wollen, aber letztendlich kann man stolz auf sich sein, wenn man es geschafft hat. Wissen: Man lernt unheimlich viel in dieser Zeit, einiges vergisst man auch schnell wieder, aber vieles bleibt einfach in Erinnerung. Freunde: Wir waren schon wirklich eine bunte Mischung, jeder kam aus anderen Hintergründen und trotzdem hatten wir viel Spaß zusammen und haben tolle Leute kennengelernt. Ziel: Als Gemeinschaft das gleiche Ziel, oft konnten wir uns gegenseitig helfen und die Schwächen des Anderen ausgleichen.
- Was würden Sie heutigen Studierenden des RVK mit auf den Weg durch die Schulzeit geben?
Es wird mit Sicherheit eine wahnsinnig anstrengende Zeit, aber ich würde diese besondere Zeit mal mit einem sportlichen Wettlauf vergleichen: Man kann von vorneherein sagen, dass man nicht sportlich genug dafür ist. Man kann den Lauf anfangen und ihn abbrechen. Man kann aber auch in seinem eigenen Tempo und Laufrhythmus bis zum Ziel kommen, aber man braucht den Willen, die Kondition und die Kraft. Steht man dann auf dem Siegertreppchen und hält die Trophäe (sein Abschlusszeugnis) in der Hand, kann man stolz auf sich sein. Und wenn auch die Ergebnisse nicht ganz den Vorstellungen entsprechen, dann zählt frei nach Olympia: Dabei sein ist alles!