Behinderung im Wandel der Zeit: Ausstellungseröffnung in der Johanniskirche
Am 23. August 2021 stellten die Studierenden des Projektkurses Geschichte des Rahel-Varnhagen-Kollegs (Koordination: Lehrer Pablo Arias und Rudolf Steffens) in der Ev. Johanniskirche am Markt in Hagen die Ausstellung „Behinderung im Wandel der Zeit“ vor.
In einem Kurzvortrag erinnerte die Studierende Jule Duchow an die Opfer der NS-Eugenik in Hagen. Die zahlreichen Besucher erfuhren, wie Kranke, Behinderte, Arme und Alte als „rassisch minderwertig“ eingestuft wurden. Ca. 1000 Hagener wurden unter diesem Vorwand zwangssterilisiert oder zur Abtreibung gezwungen, mehr als 300 ermordet. Die bisher kaum bekannte Verantwortung der Stadtverwaltung und bestimmter Ärzte wurde ebenfalls angesprochen.
Jule Duchow forderte im Namen des Projektkurses die Aufstellung einer Erinnerungstafel vor dem Allgemeinen Krankenhaus Hagen, dem wichtigsten Ort der Verfolgung.
Die Schüler des Rahel-Varnhagen-Kollegs trafen während der Vorbereitung Hagener Opferangehörige. Zwei davon, Frau Böttcher und Herr Möller, kamen zur Eröffnungsveranstaltung. In der Ausstellung wird über die Spuren berichtet, die der Rassenwahn in ihren Familien hinterließ.
Kern der Ausstellung sind bewegende Opferbiographien und -bilder. Im zweiten Teil der Ausstellung wird die Situation von Menschen mit Behinderung heute thematisiert. Studierende des Rahel-Varnhagen-Kollegs und Menschen mit Behinderung aus Hagen haben in mehreren Treffen über Diskriminierungserfahrungen im Alltag gesprochen. Die Ergebnisse wurden dokumentiert.
Das Projekt ist eine Kooperation mit dem Caritasverband und der FH Dortmund und wurde von der Stiftung Aktion Mensch gefördert. Die Ausstellung gastiert in den nächsten Monaten in verschiedenen Hagener Schulen und Kirchen, sowie im Rathaus. Die nächste Station ist das Albrecht-Dürer-Gymnasium. Sie wird auch in Dortmund, Herdecke und Wetter gezeigt, wo zusätzliche Ausstellungstafeln über die Verfolgung von Kranken und Behinderten während der NS-Diktatur im jeweiligen Ort informieren werden.
Auf der Internetseite des Projekts (www.behinderung-im-wandel.de) finden Interessierte die Ausstellungstafeln, sowie Vertonungen aller Ausstellungstafeln auf Deutsch, Englisch und Russisch und in vereinfachter Sprache.
Der Ausstellungskatalog ist beim Hagener Geschichtsverein (dawomue@web.de) oder dem Caritasverband Hagen kostenlos erhältlich.