Rahel-Varnhagen-Blog

Kooperationsprojekt des Instituts für Geschichte und Biographie der FernUniversität Hagen mit dem Rahel-Varnhagen-Kolleg

Projektkurs Migrationserfahrung- Teil 1: Besuch der Fernuniversität Hagen

Am 18.10.17 besuchten unsere Abendrealschüler die Villa Bechem, Sitz des Instituts für Geschichte und Biographie, eine Abteilung der Fakultät für Kultur und Sozialwissenschaften. Hier befindet sich auch das Archiv für subjektive Erinnerungszeugnisse „Deutsches Gedächtnis“, in dem u.a. tausende von Biographien und Interviews archiviert und wissenschaftlich untersucht werden.

Mitarbeiter des Instituts informierten über Ziele und Arbeitsweise dieser Einrichtung und vor allem über die methodischen Probleme dieser wichtigen Quellen. Die anwesenden Dozenten fragten interessiert nach Zielen und Stand unseres Projekts.

Im ersten Semester wurden die Studierenden mit den Besonderheiten der mündlichen Geschichte vertraut gemacht und führten unter Anleitung von Frau Dr. Ochs neun, später ausgewertete Interviews mit Hagener Migranten durch. So entstanden Portraits, die Gegenstand einer kleinen Ausstellung und einer Broschüre sein werden.

Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt bei den Erfahrungen und Gefühlen, die die befragten Zuwanderer mit ihrer Migrationserfahrung verbinden. Diese subjektive Ebene wird im Unterricht mit historischen Textquellen kontrastiert und ergänzt.

Nach dem Besuch des Instituts für Geschichte fand eine kleine Führung über den Campus und durch die Universitätsbibliothek statt. Die Studierenden erfuhren mehr über die Fernuniversität Hagen und konnten sich ein Bild über die Vor- und Nachteile eines Fernstudiums machen. Mit ca. 80.000 Studenten ist sie mittlerweile die größte Universität Deutschlands. Bei der Führung war auch eine Dozentin anwesend, die selbst ihr Abitur vor wenigen Jahren am Rahel-Varnhagen-Kolleg „nachgeholt“ hatte. Ein motivierendes Beispiel, vor allem für die 5 Studierenden, die schon jetzt überlegen, ein Studium zu beginnen.

Projekt Migrationsgeschichte Teil 2: Rundgang durch Wehringhausen

Am 8.11. 2017 machte sich die ARS2v auf die Suche nach Spuren verschiedener Migrantengruppen, die vorher im Klassenraum thematisiert wurden. Der Ausflug ist Teil eines gemeinsamen Projekts mit der Fernuniversität Hagen. Geplant sind als Produkt dieses Projekts eine Broschüre und eine kleine Ausstellung.

Das Projekt hat zwei Schwerpunkte: Einerseits interessiert uns Migration als Erfahrung bzw. die Erinnerung und Wahrnehmung dieser durch Zeitzeugen, die interviewt worden sind. Andererseits untersuchen wir den Beitrag der Migranten für die Entwicklung Wehringhausens. Hier lag der Schwerpunkt des heutigen Ausflugs.

Migration ist seit jeher ein entscheidender Faktor der Stadtentwicklung, der Hagener Stadtteil Wehringhausen ist ein gutes Beispiel dafür.

Die Industrialisierung veränderte im 19. Jahrhundert das Aussehen des ehemaligen Dorfes, das 1876 eingemeindet wurde, vollständig. Zuwanderer aus dem Umfeld, aber auch aus ganz Deutschland und dem Ausland trugen zu diesen Prozess bei: sie gründeten oder arbeiteten in den Industriebetrieben, die in Wehringhausen entstanden. Bis ca. 1914 bauten und bewohnten diese Zuwanderer und ihre Nachkommen das neue Wehringhausen, das seitdem von historistischen Gebäuden (u.a. Jugendstil)  geprägt ist, die dem Stadtteil ein besonderes Aussehen und Flair geben.

Aber nicht nur die Gebäude, sondern auch das soziale Gefüge bestimmt Charakter und Entwicklung eines Stadtviertels. Die soziale und kulturelle Integration von Zuwanderern war in Wehringhausen auch im 20. Jahrhundert eine ständige Herausforderung: Zugewanderte Unternehmer und Arbeiter, Künstler, Fremd-, Zwangs- und Gastarbeiter, deportierte Juden, evakuierte Kinder, Vertriebene, EU-Bürger, Flüchtlinge, Russlanddeutsche etc. haben ihre Spuren hinterlassen.

Die Fernuniversität Hagen und der Projektkurs der Abendrealschule des Rahel-Varnhagen-Kollegs entwarfen gemeinsam einen Rundgang, der einen Eindruck dieser  Migrationsgeschichte vermitteln soll. Auf den 20 Stationen trafen wir auch die Migrantengruppen wieder, die Ziel unserer Interviews waren. Nicht zufällig wohnen viele davon im multikulturellen Wehringhausen.

Eine Auswahl der besuchten Stationen:

– „Stolpersteine“ und „Judenhaus“ an der Dömbergstrasse (Station 9)

–  Skulptur „Mutter und Kind“, Agaplesion – Allgemeines Krankenhaus (Station 5)

– „Lycker Stein“, Stadtgarten (Station 3)

– Altkatholische Aufstehungskirche, Elfriedenhöhe (Station 4)

–  Chinesisches Restaurant, Stadtgarten (Station 2)

– Hochbunker Kreuzung Lange Straße/ Bachstraße (Station 12)

– Bosnisches Kulturzentrum, Augusta Straße 22 (Station 15)

– AFA/ Varta, Dieckstr. 42 (Station 18)

 

Link zu FernUniversität Hagen: http://www.fernuni-hagen.de