Projektkurs Geschichte: Stolpersteine 2018
Am 7.12.18 wurden in Hagen sieben neue Stolpersteine für Opfer der nationalsozialistischen Diktatur verlegt. Das Rahel-Varnhagen-Kolleg (Pablo Arias) und der Hagener Geschichtsverein – seit 2018 offizielle „Bildungspartner-NRW“ – organisierten und koordinierten die Veranstaltung.
Die Steine wurden vom weltbekannten Künstler Gunter Demnig verlegt. Sie sollen die Opfer würdigen und verhindern, dass sie vergessen werden. Bewusst sind dieses Jahr sehr verschiedene Gruppen von Verfolgten ausgewählt worden, zum Teil aus Stadtteilen, die vorher keinen Stolperstein hatten:
– Heinrich König, katholischer Priester (Oberer Altloher Weg 14, Emst)
– Heinrich Bohne, Widerstandskämpfer (Cuno Str. 1a, Emst)
– Eduard Dunker, Kriegsverweigerer (Franzstr. 79, Eilpe)
– Ernst Putzki, Mensch mit Behinderung (Franklinstr. 21, Wehringhausen)
– Moritz Apt, jüdischer Bürger (Friedensstr. 47, Altenhagen)
– August Drefsen, Gewerkschaftler (Wielandplatz, Eckesey)
– Nicola Sinesi, italienischer Zwangsarbeiter (Droste-Hülshoff Str. 27, Eckesey)
Zu jeder Verlegung kamen zahlreiche Hagener. Partner vor Ort halfen uns, ein würdiges Begleitprogramm zu organisieren.
Die Kinder der Grundschule Emst und Herr Aufenanger, Pfarrer der katholischen Gemeinde Heilig-Geist übernahmen diese Aufgabe vor dem Heinrich-König-Haus. Der Hagener Geschichtsverein legte jeweils Blumen auf den Stein als symbolische Anerkennung für die Opfer.
Schüler des Rahel-Varnhagen-Kollegs erinnerten mit einem kleinen Theaterstück an die dramatische Geschichte der Familie Bohne. Rainer Stöcker, pensionierter Lehrer unserer Schule, hielt einen kurzen Vortrag über Heinrich Bohne.
René Röspel, MdB und Mitglied des Vereins Friedenszeichen, sprach über die Lebensgeschichte von Eduard Dunker, der die Schule an der Franzstraße besucht hatte. Die Kinder der Gustav-Heinemann-Förderschule sangen ein Friedenslied und die Eilper Gesamtschüler stellten offene Fragen an Eduard Dunker. Warum riskierte er sein Leben, um seine Mutter wiederzusehen? Was sah er an der Front? Welche Pläne hatte er? War er mal verliebt?
In Wehringhausen erläuterte Herr Schwerdtfeger, Pfarrer der evangelischen Paulus -Gemeinde, zu der der tief religiöse Ernst Putzki gehörte, dessen Biographie und religiösen Überzeugungen, die ihn zum Widerstand gegen die Diktatur bewegten.
In Altenhagen erinnerte eine Gruppe von Gesamtschülern an Moritz Apt, der stellvertretend für das Schicksal der deutschen Juden steht.
Bezirksbürgermeister Kohaupt betonte in seiner Rede am Wielandplatz die Notwendigkeit, an diese dunkle Phase der deutschen Geschichte zu erinnern, um den Wert der Freiheit und der Demokratie zu verdeutlichen. Dort hatte August Drefsen, Gewerkschaftler und SPD-Ratsmitglied, gewohnt.
Auf Deutsch und Italienisch trugen Schüler des Rahel-Varnhagen-Kollegs die Biographie von Nicola Sinesi vor. Im Zwangsarbeiterlager der Schmiedag starb er mit mehr als fünfzig anderen Landsleuten. Seine Söhne und Enkelkinder kamen extra aus Italien für die Stolpersteinverlegung, auch der italienische Konsul erwies ihm die letzte Ehre, ebenso wie Herr Pedicillo, bekannter Eckeseyer Kleinunternehmer, der außerdem die Kosten des Steins übernahm.
Nach dieser letzten Verlegung fand auf dem Friedhof Delstern eine Kranzniederlegung in Anwesenheit der Familie Sinesi statt. Der italienische Konsul, Herr Müller, Vorsitzender des Hagener Geschichtsvereins und Herr Röspel als Vertreter des Bundestages hielten kurze Reden, für die sich die Familie Sinesi herzlich bedankte.
Parallel zur arbeitsintensiven Organisation der Verlegungen beschäftigten sich die Schüler des Projektkurses Geschichte in den letzten Monaten mit den Biographien der Opfer, die sie intensiv recherchierten. So entstanden die digitalen Stolpersteine, eine Sammlung von Text,-Bild- und Audiodateien, die im Internet kostenlos zu finden sind und die „konventionellen“ Steine ergänzen.
Mehr zu den digitalen Stolpersteinen:
https://www1.wdr.de/fernsehen/lokalzeit/dortmund/index.html
http://geospatialdata.hagen.de/EXOS/application.jsp
Eine Liste aller Sponsoren und Helfer, die bei der Verlegung, sowie ihrer Finanzierung und Vorbereitung geholfen haben, finden sie hier:
Stolperstein | Bei der Verlegung mitwirkende |
Heinrich König | Grundschule Emst
Heilig-Geist-Gemeinde Förderkreis Heinrich König Bezirksvertretung Mitte Hagener Geschichtsverein |
Heinrich Bohne | Rainer Stöcker, Historiker
Arbeitskreis Leben und Wohnen auf Emst Bezirksvertretung Mitte RVK-Schüler Hagener Geschichtsverein |
Eduard Dunker | Gustav-Heinemann-Förderschule
Gesamtschule Eilpe Rene Röspel, MdB Bezirksvertretung Eilpe-Dahl Hagener Geschichtsverein |
Ernst Putzki | Paulus-Gemeinde
Bezirksvertretung Mitte Hagener Geschichtsverein |
Moritz Apt | Gesamtschule Helfe
Hagener Geschichtsverein |
August Drefsen | Bezirksvertretung Nord
RVK-Schüler Hagener Geschichtsverein |
Nicola Sinesi | Herr Dr. Rossi, Italienischer Konsul und Familie Sinesi
Bezirksvertretung Nord Rene Röspel, MdB RVK-Schüler Firma Fratelli Pedicillo Hagener Geschichtsverein |
Das Rahel-Varnhagen-Kolleg und der Hagener Geschichtsverein bedanken sich ganz herzlich für Ihre Hilfe!